Sachverhalt:
Die durch das Kieswerk entstandene Niedernberger Seenlandschaft bringt bereits seit Jahrzehnten Fluch und Segen zugleich. Nicht nur Niedernberger schätzen die Natur und den Erholungsfaktor des Gebietes, so dass an heißen Tagen ein Massenandrang von Menschen auch Probleme mit sich bringt.
Diese Tatsache ist keine neue Erkenntnis. Bis vor ca. 20 Jahren war an warmen Tagen eine Durchfahrt auf der Staatsstraße schier unmöglich. An solchen Tagen parkten die Menschen links und rechts am Fahrbahnrand, die Staatsstraße wurde zur Rangierfläche und zum Gehweg umfunktioniert. Erst durch die Eröffnung des HonischBeachs im Jahre 2006 sowie die gezogenen Gräben entlang der Staatsstraße konnte dieses Problem behoben werden.
Seit 2018 ist die Sicherheitswacht, eine Gruppe von Ehrenamtlichen die die Polizei bei ihrer Arbeit unterstützen, im Seengebiet aktiv. Im ersten Jahr wiesen die Ehrenamtlichen die Seenbesucher auf das ordnungsgemäße Verhalten hin. Im Juli 2019 wurde eine neue Seensatzung erlassen, die regelt wo welche Aktivitäten zulässig sind um ein möglichst gutes Miteinander der verschiedenen Interessensgruppen gewährleisten zu können. In 2019 und 2020 wurden Verstöße gegen die Vorschriften mit Verwarn- und Bußgeldern geahndet.
Durch die vermehrten Kontrollen der Sicherheitswacht bzgl. des Betriebs sowie der Kommunalen Verkehrsüberwachung bzgl. der Parkregelungen wird ein Bewusstsein für fehlerhaftes Verhalten entwickelt und auch weitergetragen. Die Arbeit der Sicherheitswacht und der Kommunalen Verkehrsüberwachung zeigen Wirkung.
Das Jahr 2020 stellte weiterhin ein besonderes Jahr dar, da aufgrund des Wegfalls des Kiosk-Betreibers keine sanitären Anlagen und auch keine Kontrolle und Säuberung vorhanden waren. Der See wurde seitens der Gemeindeverwaltung gesperrt um den Besucheransturm zu minimieren und um eine Ballung auf engem Raum aus Infektionsschutzgründen zu vermeiden. Dennoch kamen zahlreiche Besucher, wenn auch weniger als in „normalen“ Jahren, die sich um den See herum verteilten, was zu weiteren Problemen führte.
Im Oktober 2020 haben sich die Gemeinderatsmitglieder mit den am See aktiven Organisationen und Vereinen zusammengesetzt und einen Ist-Zustand mit den Problemstellungen erhoben. Weiterhin wurden Lösungsansätze für ein noch besseres Miteinander definiert.
Im Folgenden die im Workshop aufgezeigten Lösungsansätze inkl. Bewertung der Gemeindeverwaltung:
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Lösungsansätze
aus Workshop |
Bewertung |
BesucherInnen, Freizeit- und Erholungssuchende |
Sand am Strand auffüllen |
wird regelmäßig gemacht, April 2021 erledigt |
Bootsverleih (Tretboot Silbersee) |
würde aktuell weitere Besucher anziehen, Vereinbarkeit mit anderen
Nutzungen aktuell nicht gegeben, perspektivisch zu prüfen |
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Einfache Bewirtung |
durch neuen Pächter gegeben |
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Bewirtschaftung durch Pächter erforderlich |
seit 01.04. neuer Pächter, der das Gelände bewirtschaftet |
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mehr öffentlich zugängliche Toiletten |
Toiletten waren im Jahr 2020 mangels Pächter geschlossen, sind nun
wieder geöffnet (und durch Eigentümer erneuert), bei einer Errichtung
weiterer Toiletten an anderer Stelle würde eine weitere Verlagerung des
Besucherstroms erfolgen, Anschlüsse für eine Toilette sind nicht vorhanden
und die Reinigung müsste seitens der Gemeinde übernommen werden |
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Wasserwacht besser positionieren |
dieser Punkt resultierte zum Großteil aus der Schließung des
HonischBeachs; bei Konzentration der Besucher auf den HonischBeach kein
Problem, für eine bessere Überwachung des HonischBeachs wurden die
Erdarbeiten (März 2021) für ein Plateau im Wasser vorgenommen |
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klare Seenbezeichnung, einheitlich, auch bei Behörden;
Landkreissatzung überarbeiten |
muss noch angegangen werden |
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Gebietsbereiche deutlich kennzeichnen und eingrenzen |
die Gebiete sind auf den Eingangswegweisern klar dargestellt; FKK- und
Tierbadebereich sind explizit ausgewiesen |
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Umzäunung > geordnete Zugangsstrukturen Anzahl Badegäste reduzieren; Eintrittsregelung > Geldeinnahme > Investitionen |
eine Umzäunung mit einer Einlasskontrolle würde zu einer Einstufung
als Naturbad (s. u.) führen mit allen weiteren Konsequenzen -> grundlegend
veränderte Bewirtschaftungsform |
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Abgrenzung zum Badebereich im Bade-/Hotelsee deutlich kennzeichnen auch auf dem Wasser eine sichtbare Begrenzung des Badebereichs |
das Einlassen von Bojen o. ä. würde einen unverhältnismäßigen Aufwand
darstellen, am Ende ist es nicht relevant, ob es 40 oder 60 Meter zum Ufer
sind, die als Badeverbotszone gelten |
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Badebereiche einschränken -> Minimierung wilder Einstiegsstellen |
Badebereiche sind per Satzung definiert |
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Betretungsverbot ab 22 Uhr |
es besteht ein Betretungs- und Nutzungsverbot nach der Satzung
zwischen 24 Uhr und 5 Uhr |
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Beschilderung am Silbersee muss verbessert werden |
wird überprüft |
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für Segler die Möglichkeit schaffen, auf der Halbinsel baden zu dürfen |
im Silbersee wurde aufgrund der Unfallgefahr mit Seglern ein
Badeverbot erlassen; eine Freigabe des Schwimmens für Segler ist
dementsprechend nicht möglich, bzw. sinnvoll |
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mehr Mülleimer |
die Mülleimer am Badestrand selbst werden seitens des Pächters
regelmäßig geleert, zur Badesaison werden immer mehr Mülleimer aufgestellt; |
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Bäume zurückschneiden, die zum Schwingen dienen |
Haben sowohl Bauhof als auch Sicherheitswacht immer wieder im Auge,
ein kompletter Ausschluss ist nicht möglich |
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Vereine im, am, um die Seen |
Einzäunung des Gebietes |
s. o. |
Eintrittsregelungen |
s. o. |
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Verschließen der „Orgeldinger-Zufahrt“: - Schranke - andere Zufahrt |
mit der Fa. Orgeldinger wurde bereits in den vergangenen Jahren immer
wieder nach einer Lösung gesucht, aber keine praktikable gefunden; KVÜ und
Sicherheitswacht kontrollieren und verwarnen, KVÜ ahndet seit 2020 explizit
auch an der Orgeldinger-Zufahrt; |
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Tauchbereich „HonischBeach“ |
das Tauchen am HonischBeachs ist wegen des Interessenkonflikts und der
damit verbundenen Verletzungsgefahr nicht vorgesehen |
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verkehrliche Erschließung, Zugang |
Beschilderung vervollständigen; Parkplatzmarkierungen |
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Kontrollen der KVÜ beibehalten/verstärken |
Erhöhungen sind mit KVÜ bereits vorbesprochen |
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Ersatzparkflächen vorbereiten bestehenden HonischBeach-Parkplatz erweitern Kreisstraße am Wochenende sperren > Parkplätze |
noch mehr Parkflächen erzeugen noch mehr Besucheransturm, dafür ist
das Seengebiet nicht ausgelegt; Ziel ist das wilde Parken durch verstärkte
Kontrollen der KVÜ zu minimieren |
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Einzäunung des Gebietes; Eintritt; Begrenzung (4x) (> Konflikt
Verantwortung bei der Überwachung) |
s. o. |
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Wasserwacht separate Zufahrt? (bei Tunnel zu Seglern auf
HonischBeach-Seite) |
Durchfahrt durch Tunnel nicht möglich |
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Kettenabsperrung an HonischBeach-Rettungszufahrt |
Problem, dass evtl. Kette zugeparkt werden könnte und dadurch Kiosk
nicht mehr angedient werden kann Enger Kontakt mit Wasserwacht, bei Problemen Abstimmung über weitere
Vorgehensweise |
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Abschleppen in Feuerwehrzufahrt (> Konflikt: beim Abschleppdienst
kein Personal) Abschleppen an anderen Stellen (Orgeldingerzufahrt, Rettungswege,
Großwallstädter Straße, …) prüfen |
im öffentlichen Raum darf nur die Polizei abschleppen lassen, dies
kann nur erfolgen, wenn eine Gefährdung oder Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer
vorliegt oder ein absolutes Halteverbot angeordnet ist auf Privatflächen, wie dem HonischBeach oder der Orgeldingerzufahrt,
könnte nur der Eigentümer oder Pächter den Abschleppdienst beauftragen;
dieser ist dann auch Auftraggeber und muss zunächst die Kosten tragen; im
zweiten Schritt kann die Gemeinde dann die Kosten vom Verursacher einfordern,
notfalls auf dem Rechtsweg das private Abschleppen sollte aufgrund der Kosten das letzte Mittel
bleiben |
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an Orgeldinger-Zufahrt Schilderwald verringern (> Konflikt, nur
notwendige vorhanden) |
Schilder in Absprache mit Polizei aufgestellt |
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Zaun zum Tierbadestrand |
Akzeptanz des Zauns ist fraglich, Randale und damit hohe
Unterhaltskosten befürchtet, kein wesentlicher Mehrwert erwartet; Tierbadebereich
ist nicht für einen längeren Aufenthalt vorgesehen, vielmehr sollen auch
Tieren an heißen Tage die Möglichkeit einer Abkühlung bekommen |
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Parkplätze an Orgeldinger-Zufahrt anlegen (> Konflikt Schranke,
Überwachung) |
die Orgeldingerzufahrt sollte aus Sicherheitsgründen keine Parkplätze
haben Besucher, die mit ihrem Hund spazieren gehen, können den Weg
bewältigen |
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Satzungsänderung im Bereich nördlicher Silbersee |
Parksituation an der Brücke lässt sich über Satzung nicht regeln,
Halteverbotsschilder sind vorhanden; Anglerparkplätze stellen kein Problem
dar |
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Angler- und Seglerparkausweise personalisieren Parkausweise sollten personalisiert werden für weniger Missbrauch |
aufgrund des Datenschutzes ist eine Personalisierung auf der
Vorderseite nicht zulässig |
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Anglerparkplätze reduzieren (Konflikt mit Pacht) |
Angler die ordnungsgemäß parken stellen kein Problem dar, alle anderen
Angler werden geahndet |
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1 bis 2 Parkplätze für Taucher am südlichen Tauchereinstieg |
ein Parken direkt am Einstieg ist nicht gewünscht |
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an MIL 38 Parkbucht zum Alten Badesee zumachen/Graben |
Hierbei geht es vor allem um den Teil gegenüber der Orgeldingerzufahrt;
die Verwaltung wird zusammen mit Polizei beim Straßenbauamt darauf drängen,
dass die Gräben nachgezogen werden und damit die Parkmöglichkeit
eingeschränkt wird |
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Fahrradfahrer östlich See verbieten; Fahrradweg-Führung überdenken |
Fahrrad fahren auf dem Uferstück parallel zur Großwallstädter Straße
ist verboten (als reiner Fußgängerweg ausgewiesen) |
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Mitwelt: Arten-, Biotop- und Umweltschutz |
eigene (mehr) Kontrollen; Zugangsbegrenzung – Bereiche „entvölkern“; |
s. o. |
hohe Sanktion bei Umweltverstößen |
Verwarn- und Ordnungsgelder müssen jeweils dem Grundsatz der
Verhältnismäßigkeit entsprechen, wenn Verursacher festgestellt werden konnte
wurde dies auch praktiziert |
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Seenplatte noch mehr zum Biotop entwickeln Seenutzung überarbeiten (mehr Naturschutz) |
weniger Freizeitnutzung -> keine Akzeptanz bei Nutzern |
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Kooperation mit Naturschutz wegen Nistkästen |
Bauhof hat im vergangenen Jahr über 70 Nistkästen im Ortsgebiet
aufgehängt; seitens des Natur- und Vogelschutzvereins wurden vor längerem
bereits Nistkästen im Seengebiet aufgehängt |
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Graskarpfen-Besatz reduzieren |
Besatzplan erfolgt in Zusammenarbeit zwischen Angler, Bezirk
Unterfranken und Landratsamt |
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Wasserpegel erhalten |
Wasserpegel ist grundwasserabhängig, |
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höhere Reinigungskosten berechnen |
wird jemand bei einer illegalen Müllentsorgung erwischt, wird eine
entsprechendes Verwarn- oder Bußgeld verhängt, welches in etwa auch den
Aufwand widerspiegelt |
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mehr Mülleimer |
s. o. |
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Alkoholverbot |
nicht durchsetzbar |
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kein Glas |
nicht durchsetzbar |
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öffentliche Toilette |
vorhanden |
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Tierbadebereich aufwerten (Sitzbank, Staubschutz) |
Tierbadebereich ist dafür gedacht, dass Tiere ins Wasser können; kein
Aufenthaltsfaktor |
Derzeit ist der HonischBeach als Badestelle einzustufen. Eine komplette Kontrolle des Seengebiets ist nur durch eine Einlasskontrolle möglich, hierfür müsste das gesamte Seengelände eingezäunt werden. Dadurch würde die Einstufung des HonischBeachs zu einem Naturbad erfolgen. Neben der Einlasskontrolle, wäre zwingend eine Badeaufsicht von Nöten. Siehe auch https://www.ksa.de/pdf/k664cd-hinweise-badestellen-a4.pdf
Die Gemeindeverwaltung empfiehlt den Betrieb am HonischBeach wie in den vergangenen Jahren aufrechtzuerhalten. Ein vermehrter Einsatz von Sicherheitswacht und Kommunalen Verkehrsüberwachung soll für die notwendige Einhaltung der Vorschriften sorgen.
Eine Sperrung des HonischBeachs wie in 2020 ist seitens der Gemeindeverwaltung nicht vorgesehen. Seit 01.04.2021 ist das Kiosk wieder geöffnet und damit die Sauberkeit des Strandes sowie der Toilettenanlagen gewährleistet. Sollte es aufgrund der Pandemie zu Einschränkungen kommen, würden diese vom Landratsamt angeordnet werden.
Abschließend ist festzustellen, dass vor allem die Faktoren Müll und Parken ein Problem darstellen und sich nicht durch anderweitige Maßnahmen ausschließen lassen. Verursacht werden diese Probleme durch rücksichtslose Besucher. Diese sind es auch die in Einzelfällen andere dort geltenden Regeln missachten. Demgegenüber steht ein attraktives Naherholungsgebiet, das an heißen Tagen zu stark frequentiert ist, aber an den anderen Tagen auch zahlreichen Niedernbergern einen Erholungscharakter bietet.
Eine Einzäunung des Gebiets müsste alle Seen umfassen. Die Eingangsmöglichkeiten müssten zentralisiert werden. Sicherlich könnten damit einige Faktoren gelöst werden, aber die bisher gewollte Nutzung als frei zugänglichen Naherholungsgebiets geht dadurch verloren.
Den ursächlichen Problemstellungen wird durch einen höheren Aufwand von Kontrollen der KVÜ und der Sicherheitswacht, Ansprache der rücksichtlosen Besucher, höheren Reinigungsaufwand, und konsequentem Satzungsvollzug entgegnet.
Beschluss:
Unter dem verstärkten Einsatz der Kommunalen Verkehrsüberwachung und der Sicherheitswacht bleibt das Seengelände ein frei zugängliches Gelände.