Mitteilung:

Der Gemeinderat wurde in seiner Sitzung vom 07.09.2021 über die Antwort des Staatlichen Bauamtes zu den Feststellungen des von Niedernberg beauftragten Gutachters (RegioConsult) informiert.

 

RegioConsult ging im August 2021 auf das Antwortschreiben des Straßenbauamtes wie folgt ein:

Die „Erwiderung“ des staatlichen Bauamtes wird vollständig zurückgewiesen. Die Aussagen zur Verkehrsbelastung sind nicht belastbar. Nach REMOSI ist die Entlastung nur halb so hoch wie im Modell von T+T, was an der zu groben Modellierung aufgrund der Verkehrszelleneinteilung liegt. Die Umweltwirkungen der Nord-Süd-Variante werden nicht ausreichend dargestellt. Die Betroffenheit des Schutzguts Wasser und die Hochwassergefährdung durch Main und Sulzbach werden nicht thematisiert. Vor dem Hintergrund der durch den Klimawandel zunehmenden Starkregenereignisse ist der Bau einer Straße in ausgewiesenen HQ 100-Gebieten nicht zu verantworten.

 

Die unzureichende, sehr pauschale Stellungnahme des Staatlichen Bauamtes und des Ministeriums können die Zweifel an der tatsächlichen Entlastungswirkung der geplanten Vorzugstrasse Nord-Süd 1a nicht ausräumen.

 

Das Staatliche Bauamt zieht in dieser Stellungnahme den Vergleich zum REMOSI-Gutachten des Regionalen Planungsverbandes. Dieses weißt zwar eine ähnlich hohe Belastung (ca. 11.500 Kfz/24h) auf der potentiellen Umgehungsstraße Nord-Süd 1a aus, der Vergleich bestätigt aber auch, dass als Entlastung nur ca. 6.250 Kfz innerorts angesetzt werden können und nicht wie zur Entscheidungsfindung prognostiziert ca. 9.600 Kfz. Diese Zahl war aber entscheidend für die Vorauswahl der Vorzugstrasse. Die von RegioConsult festgestellten Mängel im Verkehrsgutachten des Straßenbauamtes müssen deshalb aufgeklärt werden.

 

Mittlerweile hat die Gemeindeverwaltung die vom Staatlichen Bauamt verwendete Kommentierung durch das Gutachterbüro T+T Verkehrsmanagement GmbH im Detail angefordert. Nach Auswertung dieser Unterlagen kommt der gemeindliche Fachgutachter RegioConsult nun zu folgendem Ergebnis:

 

1.    Nach der Auswertung der Verkehrsuntersuchung von T+T ist festzuhalten, dass diese nicht dem Stand der Technik entspricht und so gravierende Mängel (fehlende Wirklichkeitstreue) aufweist, dass sie vollständig neu bearbeitet werden muss. Dies gilt auch für die Variantenbeurteilung. Die Vorentscheidung für die Variante Nord-Süd 1a basiert auf nicht belastbaren Zahlen und kann deswegen nicht als Grundlage für die weiteren Arbeiten dienen.

 

2.    Um die Fehler und nicht plausiblen Belastungen aufklären zu können, ist es erforderlich, dass die Quell-Ziel-Matrizen und die Zellanbindungen offengelegt werden. T+T geht davon aus, dass vor allem Durchgangsverkehr verlagert wird, sodass der Quell- und Zielverkehr in der Ortsdurchfahrt verbleibt und sehr viel großräumiger Verkehr auf die OU Sulzbach aus der Region verlagert werden soll.

 

3.    Die Erklärung der PTV zur möglichen modellbedingten falschen Darstellung der innerörtlichen Belastungen in Niedernberg ist zwar richtig, trotzdem erklärt sie nicht den erheblichen Rückgang der Verkehrsbelastung in Niedernberg von -2.300 Kfz/24h auf der Römerstraße zwischen Analysenullfall 2015 und Prognosenullfall 2035.

 

4.    Schon die Ausgangsbelastung 2015 ist daher fehlerhaft ermittelt. Die Abweichung zwischen dem Zählwert (4.965 Kfz/24h) und dem Analysewert (7.100 Kfz/24h) zeigt, dass die erforderliche Realitätstreue nicht erfüllt wird.

 

Die Verkehrsdaten und die verkehrliche Wirkung, die als Grundlage zur Vorauswahl der Trassenführung der Umgehungstraße St2309 entlang der Bahnlinie auf der Mainseite gedient haben, sind damit nicht korrekt ermittelt worden. Auch unter Berücksichtigung der Erläuterungen des Bauamtes hat sich die ursprüngliche Einschätzung des Gutachters damit nicht geändert. Deswegen lehnt die Gemeinde Niedernberg auf Grundlage der vorliegenden Daten weiterhin den Bau der Vorzugstrasse Nord-Süd 1a ab. Niedernberg fordert nach wie vor eine Neubewertung aller Alternativen auf Basis ordnungsgemäßer Daten.

 

Der sehr fachspezifische und komplizierte Zusammenhang wurde versucht in einem Video zu erläutern. Das Video ist über den nachstehenden Link abrufbar.

 

https://www.niedernberg.de/gemeinde-buerger/aktuelles-zahlen-daten-fakten/aktuelles/stellungnahme-zur-auswahl-der-vorzugstrasse-der-st2309-sulzbach/